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Biarritz bei Einbruch der Nacht

Strandbarblues, Karma und etwas Romantik

7. August 2024

Wir nehmen den Bus von der nahegelegenen Bushaltestelle zur Endstation «La Barre». 30 Haltestellen in 30 Minuten! Wir fahren durch die hübschen Aussenquartiere von Anglet, hier sind vorwiegend keine Hotels und Touristen auszumachen.
Am Strand von La Barre mündet der Fluss Adour, den wir in Bayonne gesehen haben, in den Atlantik. Wir sehen in der Ferne den Leuchtturm von Biarritz, ins Zentrum sind’s rund 7 Kilometer. Wir schlendern auf der breiten Strandpromenade, rechterhand der breite Sandstrand, zur Linken grosse Grünflächen und ein Golfplatz. Etwa auf halbem Weg lassen wir uns in einer einladenden Strandbar nieder, Sonnenschirme aus bastähnlichem Material, niedrige Strandstühle und Loungetischchen oder Barhocker rund um Tische, chillige Musik. Wir stellen die Sandalen zur Seite und strecken die Füsse in den Sand. Wir trinken Rosé und selbstgemachten Pfirsich-Eistee. Cheerio, Susanne! Sie ist so schön. Es ist romantisch.
Je näher wir Biarritz kommen, desto mehr Leute tummeln sich am Strand, baden oder surfen. Wir überqueren den Sandstrand und stehen ins Meer, ziemlich hohe Wellen überschlagen sich und bespritzen uns mit Wasser.
Kurz vor dem letzten Strand spricht uns eine sympathische Aktivistin von «Médecins du Monde» an. Die Organisation gehört zu «Ärzte ohne Grenzen» und versorgt Menschen in abgelegenen Gebieten mit medizinischen Leistungen, hilft denen, die durchs soziale Netz gefallen sind oder nicht wissen, wie die bürokratischen Hürden zu meistern sind, um Hilfe zu erlangen, engagiert sich für die Opfer vergessener Konflikte und bringt GynäkologInnen nach Afghanistan, denn dort sind Schwangerschaft und Geburt ein tödliches Risiko, die Müttersterblichkeitsrate ist hoch, weil den Frauen der Zugang zu ärztlicher Hilfe verwehrt bleibt.
Ich weiss von Anfang an, dass sie bei uns nicht leer ausgehen wird. Es gibt viele gemeinnützige Organisationen, die man unterstützen kann, einmalige Spenden mal für das eine oder andere Hilfswerk sind mir lieber als Daueraufträge. Wir können uns nicht einfach ausklinken und auf die Sonnenseite des Lebens stellen, und dann die Augen vor der Not in der Welt verschliessen. Wir willigen ein, 10 Euro im Monat zu spenden, die Aktivistin freut sich aufrichtig und ruft sogar einen Kollegen herbei, der sich ebenso freut und uns dankt. Der bärtige Mann ist in seinen Dreissigern und sieht aus, wie einer jener Aktivisten, die sich auf Booten von Greenpeace den Walfängern entgegenstellen. Ich möchte nicht wissen, was er in seinem Leben schon gesehen hat. Ich bewundere junge Leute, die sich uneigennützig für eine bessere Welt einsetzen. 10 Euro im Monat! Dafür kann ich mir nicht einmal einen Beutel Tabak kaufen, und ich benötige einen Beutel pro Tag. Gschämig.
Wir steigen die Strasse hoch und umgehen den Leuchtturm in Richtung Zentrum von Biarritz. Unglaubliche Menschenmassen tummeln sich am Strand und auf den Strassen. Die Touristen bringen viel Geld ins Baskenland, ich denke über die Schattenseiten nach, wir kennen die Problematik aus Presseberichten von Barcelona, Florenz oder Venedig. Jetzt sind wir auch ein Teil des Übertourismus. Wir lassen uns auf der Strassenterrasse eines Restaurants nieder und begaffen die Heerscharen von Touristen. Gegen 19 Uhr wird es ruhiger, die Tagesbesucher scheinen die Stadt zu verlassen, mit vollen Einkaufstaschen von Lafayette und Co.
Bei Einbruch der Nacht, gegen 21.30 Uhr, verlassen auch wir Biarritz, der Bus der Linie T1 bringt uns in wenigen Minuten in unser ruhiges und beschauliches Quartier in Anglet. Susanne schenkt einer Frau im Bus unsere Fahrkarte, wir haben nur acht der zehn möglichen Fahrten benötigt. Das Karma will gepflegt werden, für heute muss es reichen.

Ein Kommentar

  1. Dis Schätzli Dis Schätzli

    Aber denk daran, Karma is a bitch. 😉

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