30. September 2024
Zu unserem Bedauern regnet es heute morgen und der Himmel ist wolkenverhangen, die geplante Wanderung in der Verdonschlucht muss warten. Die Wetterprognose zeigt nach wie vor schönes Wetter für die kommenden Tage an, seltsamerweise auch für heute …
Gegen Mittag klart das Wetter auf und nachmittags machen wir uns auf eine Wanderung am Lac de Sainte-Croix. Der von Ginstergewächsen gesäumte Weg führte uns durch Eichenwälder dem See entlang. An einigen Stellen, an denen der Wald von Zeit zu Zeit unter Wasser steht, wachsen den Bäumen am Stamm Luftwurzeln, dort wo Bereiche des Waldes unter Wasser stehen, werden wir an Bilder und Filmen von Mangrovengebieten erinnert. Wir bahnen uns den Weg über Schwemmholz und müssen immer wieder nach dem Weg suchen. Wir folgen dem Weg bis zum Hameau du Pont und weiter bis zur Plage de Galetas, hier ist der steinige Strand breit und weitläufig. Wir laufen weiter bis zum Pont de Galetas, von der Brücke sehen wir in die beeindruckende Verdonchlucht, die türkisfarbene Verdon fliesst hier in den See.
Wir haben in den vergangenen Wochen zahlreiche Wanderungen in herrlichen und unterschiedlichen Naturlandschaften unternommen. Ich bin dankbar dafür, dass unsere Reise bis hierhin so reibungslos und schmerzfrei verlaufen ist. Wir sind uns beide einig, dass wir in 10 Jahren kaum mehr in der Lage wären, auf ähnliche Weise unterwegs zu sein. Ich habe diese «Auszeit» unbedingt gebraucht, so wie das Tanzen und Feiern! Ich wollte diese Reise unbedingt, frei von Terminen und Verpflichtungen zu sein und alle die Orte und Regionen zu sehen und zu erleben, durch die wir gereist sind. Ich wollte unter allen Umständen vermeiden, dass ich mir eines Tages vorwerfen müsste, die Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt zu haben, und ich bin froh, dass wir es durchgezogen haben! Selbst wenn wir in den kommenden Tagen – aus welchen Gründen auch immer – heimkehren müssten, es wäre nur halb so schlimm! Mir scheint jeder schöne Tag, den wir erleben, wie eine Zugabe. Mein Akku ist zu 80 Prozent gefüllt, – und das ist gut so!
29. September 2024
Rund 85 Kilometer von Les Issambres landeinwärts, erreichen wir Les Salles-sur-Verdon am Lac de St. Croix im regionalen Naturpark Verdon. An diesem Wochenende findet gerade der Natureman-Triathlon über die Mitteldistanz statt, weshalb die einzige Zugangsstrasse zu den beiden Campingplätzen, die wir ins Auge gefasst hatten, gesperrt war. Diesmal waren wir nicht gewillt, unsere Pläne zu ändern, nur weil der Sportveranstaltung Priorität eingeräumt wurde, das hatten wir schon, als wir zum Mont Ventoux wollten!
Wir parkten das Auto auf einem Stellplatz für Wohnmobile an der Strasse, in der Nähe des Campingplatzes «Les Pins» und begaben uns zu Fuss zum direkt am See gelegenen Zeltplatz. Dort konnten wir uns einen grossen Platz zwischen Hecken und unter Bäumen aussuchen. Wir machten ein paar Fotos am Strand des Sees und begaben uns dann ins Dorf, gleich oberhalb des Zeltplatzes. Die Sportveranstaltung war gleichermassen ein Volksfest, mitten auf dem Dorfplatz befand sich der Zieleinlauf der Triathleten. Da die Strasse zu unserem Campingplatz bis 17 Uhr nicht befahrbar war, holten wir das Zelt aus dem Auto und stellten es schon einmal auf, um die Zeit zu überbrücken, bis wir endlich mit dem Auto auf den Platz gelassen wurden.
Wir haben wirklich nichts gegen Sportveranstaltungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist jeweils gross, wenn beispielsweise die turnenden Vereine einen Anlass organisieren. Da wird dann locker mal die Nachtruheverordnung ausgehebelt und ganze Dörfer bis in die frühen Morgenstunden mit grässlicher Musik beschallt. Ich träume schon lange davon, einmal einen fetten Dub-Event in Beringen oder in Wilkingston (Wilchingen) zu veranstalten. Fragt sich nur, woher ich dafür die Bewilligung bekommen soll. Andererseits, wenn dann 3000 Dreads aus aller Welt anreisen, würden wir einfach Tatsachen schaffen, nicht wahr? Da könnten ein paar Uniformierte nicht viel ausrichten, die würden allenfalls zur Belustigung der feiernden Community herhalten. Die müssten schon die Armee aufbieten um der Party ein Ende zu setzen oder vielleicht besser die Pfadfinder, die haben vermutlich mehr Durchschlagskraft! Eigentlich schade, wie übergeordnete Interessen verhindern, dass sich mal Leute treffen, die überwiegend keinen Alkohol konsumieren, kein Fleisch essen, keine Randale veranstalten, keine Sachbeschädigungen hinterlassen und ordentlich den Abfall brav entsorgen.
Wir sind auf dem 13. Zeltplatz seit Reisebeginn. Wir waren ausschliesslich auf Zwei-, Drei- und Viersternezeltplätzen und uns hat sich die Vergabe der Sterne bis heute nicht erschlossen. Wir vermuten, dass die unmittelbare Nähe zu einem Gewässer, Fluss, See oder Meer, das Ranking eines Zeltplatzes verbessert. Was die Serviceleistungen und die Infrastruktur betrifft, sind die Unterschiede schwer auszumachen. Dieser Zeltplatz am Lac de Sainte-Croix hat 4 Sterne, liegt zwar direkt am See, hat aber weder einen Pool noch ein eigenes Restaurant. Die sanitären Anlagen waren auf alle Plätzen vergleichbar, die Wc’s und Duschen waren alle von der etwa gleichen Bauart. Auf wenigen Zeltplätzen waren die sanitären Anlagen in einem gemauerten Gebäude untergebracht, zum Beispiel in Savignac les Ormeaux bei Ax-les-Thermes. Da waren die sanitären Anlagen isoliert und beheizt und es gab ein Hallenbad, allerdings war das der einzige Zeltplatz, auf dem wir uns aufgehalten haben, der das ganze Jahr geöffnet ist. Auch dieser Zeltplatz hatte 4 Sterne. Wir waren auf Dreisternezeltplätzen die unserer Meinung nach genauso gut waren und auf Zweisternezeltplätzen, die locker einen dritten Stern verdient hätten. Keiner der Zeltplätze, auf denen wir waren, waren aussergewöhnlich und haben sich in irgendeiner Weise von den anderen abgehoben, Sterne hin oder her. Nur auf einen Fünfsterneplatz haben wir es nie geschafft, diese Plätze gleichen oft Vergnügungspark und bieten allerlei Attraktionen, auf die wir eigentlich gar keinen Wert legen. Ob sich da die sanitären Einrichtungen bedeutend vom Standard abheben, den wir uns gewohnt sind, wissen wir nicht. Meistens haben die WC’s hier, aus nachvollziehbaren, hygienischen Gründen, keinen Toilettenring mit Deckel, und auf einem Platz gab’s auch kein Toilettenpapier, manchmal waren die Papierspender vor den WC’s angebracht, und man entnimmt dort die benötigte Menge an Papier, bevor man sich aufs Häuschen begibt. Auf einigen hochdotierten Viersternezeltplätzen waren die sanitären Einrichtungen in die Jahre gekommen, auf einem Zweisternezeltplatz in Saint-Béa-Lez in den Pyrenäen hingegen, waren die Einrichtungen nigelnagelneu und die Waschtröge und Lavabos edel in Marmorstein gefasst.
Als wir Abends vor unserem Zelt sassen, wurde es merklich kühler und in der Nacht fiel das Thermometer auf unter 10 Grad. Zeit die leichten Schlafsäcke gegen die warmen auszutauschen, die ihren Zweck voll und ganz erfüllten, wir haben nicht gefroren.
Aus Wikipedia:
Der Ort Les Salles-sur-Verdon lebt vom Tourismus und ist mit einem Hotel, diversen Geschäften und einigen Campingplätzen ein bedeutender Fremdenverkehrsort in der Region.
Der Stausee «Lac de Sainte-Croix»
In seinem Mittelabschnitt wurde der Fluss Verdon 1974 zu einem grossen See aufgestaut, dem Lac de Sainte-Croix. Er hat eine Fläche von etwa 2200 Hektar und bildet mit seiner türkisen Wasserfarbe einen interessanten Kontrast zu der umgebenden Berglandschaft. Das Reservoir dient nicht nur der Stromerzeugung und dem Tourismus am Wasser, sondern auch der Trinkwasserversorgung in weiten Teilen der Provence. Beim Aufstau wurde das Dorf Les Salles-sur-Verdon überflutet und oberhalb des Wasserspiegels wieder aufgebaut.
Der Regionale Naturpark Verdon (französisch Parc naturel régional du Verdon) liegt in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und umfasst Teile der Départements Alpes-de-Haute-Provence und Var.