25. September 2024
Wir parken direkt am Hafen von Le Lavandou und bezahlten für knapp 7 Stunden Parkdauer 8.10 Euro, da weiss man gleich, wo der Hammer hängt! Le Lavandou ist ein bekanntes touristisches Ziel an der Côte d’Azur, selbst jetzt, Ende September, tummelen sich zur Mittagszeit Heerscharen von Urlaubern im Ort. Überall wird Deutsch gesprochen, auf dem Zeltplatz, in den Restaurants und auf den Strassen. Es scheint, als hätte sich Ende September halb Deutschland auf den Weg gemacht, die Côte d’Azur zu bevölkern.
Wir folgen dem Wanderweg, die Hänge hoch, zwischen den typischen ockergelben Häusern mit ihren rotorangen Ziegeldächern nach Bormes-les-Mimosas, ein bekanntes Touristendorf oberhalb von Le Lavandou. Wir schlendern durch den Ort und entdecken in einem Lederwarengeschäft eine Umhängetasche einer französischen Manufaktur namens Katana. Die Tasche gefällt uns beiden sehr und wir können nicht widerstehen und kaufen das schöne Teil!
Wir kehren ein und begeben uns dann auf die eigentliche Wanderung, wir müssen zwei steile Aufstiege überwinden, auf einem schmalen, felsigen Pfad durch üppige Vegetation im Maurenwald. Vom höchsten Punkt unserer Wanderung folgt der Abstieg nach Le Lavandou, auf einem breiten, gut begehbaren Weg mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Meer und die vorgelagerten Inseln. Unterwegs setzen wir uns auf eine Bank auf einer Felsklippe und drehen uns eine Zigarette mit dem feinen Tabak «Fleur du pays».
Wir geniessen die warme Sonne und ich brenne mir das Bild der herrlichen Aussicht ins Gedächtnis ein, falls mir noch ein paar Jahre beschieden sind, werde ich im tristen Alltag von solchen Erinnerungen zehren!
Es ist Mittwoch und ich hänge meinen Gedanken nach. Eigentlich sollten wir alle jedes Jahr im September vier oder fünf solcher herrlichen Tage einziehen können, und zwar dann, wenn das Wetter danach ist, nicht etwa wenn es regnet oder schneit und wir dazu verdammt sind, bei lausigem Wetter die freien Tage einzuziehen, die wir schon Wochen im Voraus im Arbeitskalender haben festlegen müssen!
Bedingungsloses Grundeinkommen, 4-Tage-Woche, Work-Life-Balance – wichtige Themen für Industrienationen und Leistungsgesellschaften. Allerdings sollten wir in der Schweiz schnell einen einfachen schweizerdeutschen Begriff für «Work-Life-Balance» finden, das würde die Akzeptanz der inhaltlichen Aussage kräftig erhöhen, denn diese Art Anglizismen sind bei vielen in der Heimat unbeliebt. Erschreckenderweise beherrschen wir zu Hause oft noch nicht mal im Ansatz eine weitere unserer Landessprachen – und da gehört Englisch definitiv nicht dazu. Ich habe mich letzthin an der Rezeption unseres Campingplatzes doch sehr gewundert, dass ein Pensionärenpaar aus dem Kanton Bern kein Wort französisch sprach und sich dann ärgerte, dass die Rezeptionistin ihr Deutsch nicht verstand. Kanton Bern, bitteschön, direkt an der Sprachgrenze und man kriegt nicht einmal ein «Bonjour» gebacken!
Experimente mit der 4-Tage-Woche haben gezeigt, die Leistungsfähigkeit der ArbeiterInnen erhöht sich exorbitant und ist der Gesundheit und dem Wohlbefinden der arbeitenden Bevölkerung zuträglich. Das heisst im Umkehrschluss, weniger Menschen sind krank und müssen nicht mit gestört überteuerten Psychopharmaka, die sie aus dem eigenen Sack berappen, zur Arbeit geprügelt werden. Natürlich nicht zur Freude des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), das sich hervorragend darin versteht, die abstrusen Vermögen der Pharmafirmen zu vermehren und Profit daraus zu ziehen, das eigene Volk krank zu machen und es dann unserem «Gesundheitswesen» zuzuführen.
Wir sollten mit 4 Arbeitstagen die Woche auskommen können, Erwerbsarmut (Working Poor) gehört abgeschafft, das ist eine Schande für reiche Länder. Wir werden wahrscheinlich die Letzten sein, die zeitgemässe Arbeitsmodelle einführen, voraussichtlich nicht einmal aus Einsicht, sondern weil uns nichts anderes übrig bleibt als uns anzupassen.
Wie es um die viel beschworenen Souveränität unseres Landes steht, dürfte uns mittlerweilen allen klar sein, die Entscheide von fünf Bundesrichtern stehen genauso über dem Volkswillen wie das EU-Recht, welches wir zu übernehmen verpflichtet sind. Erinnern Sie sich an die Alpeninitiative? Wäre es nach dem Willen des Stimmvolkes gegangen, dürften bei uns keine 40-Tönner-Ungeheuer durch sensible Naturlandschaften kurven! Andererseits schaffen es aber «unsere» Parlamentarier und Bundesräte Entscheidungen des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mir nichts, dir nichts, zu missachten, obwohl die Schweiz zu den Unterzeichnerstaaten gehört und die Entscheidungen des EGMR bindend sind. «Seht her, wir treten die Menschenrechte mit Füssen, wann und wie es uns passt!», grölt unsere dumbe Regierung in die Welt hinaus – die Schweiz, eine rückständige Nation mitten in Europa.
Mir scheint die Reformierbarkeit der EU mit ihren zurzeit 27 Mitgliedstaaten und einer Bevölkerung von 450 Mio. Menschen ist eher gegeben, als die der Schweiz mit ihren 26 gleichberechtigen Ständen und ihren knapp 9 Mio. Einwohnern. Wir sollten der EU beitreten, dann müsste ich mich nicht mehr für unser kurliges Volk und den Entscheidungen seiner dämlichen Regierung fremdschämen!