
1. Mai 2025
Zum letzten Mal auf Sardinien, binden wir unsere Wanderschuhe und fahren ins nur wenige Kilometer entfernte Städtchen San Pantaleo. Es ist ein Feiertag und ein Markt findet statt, das Städtchen platzt aus allen Nähten. Uns ist das egal, wir begeben uns gleich auf unsere Tour, in der Hoffnung, dass sich der Trubel nach unserer Rückkehr gelegt hat.
Gleich zu Beginn kommt uns eine über hundertköpfige Wandergruppe entgegen, wahrscheinlich eine traditionelle 1.-Mai-Wanderung oder so. Zum Tag der Arbeit werden heute wieder Fahnen geschwenkt und Parolen ausposaunt, bereits morgen verkommen sie alle zu Worthülsen, die verpuffen und in einem Jahr wieder hervorgeholt werden. In grösseren Städten wie Zürich oder Berlin finden Saubannerzüge statt, endlich mal wieder Dampf ablassen und die verhassten Symbole des Geldadels versprühen und zerstören. Die Wut muss raus, ich verstehe das, immerhin sind wir 365 Tage im Jahr Sklaven eines ausbeuterischen und unsozialen Systems, wen schmerzts, wenn da ein paar Scheiben zu Bruch gehen, die Geldfutzis und ihre Untergebenen – die Politiker – müssen für die Schäden nicht aufkommen, gediegenes Kalkül, in Umkehrung des Verursacherprinzips, die Kosten der Allgemeinheit aufzubürden.
Es ist Wunschdenken, dass unser Bundesrat am 1. Mai einmal die Gelegenheit ergreifen würde, die sofortige Begleichung der Staatsschulden bei der AHV zu verkünden oder allen Büezern, die weniger im Monat verdienen als eine schäbige Wohnung in Zürich oder Genf kostet, zwei Jahre von der Prämienzahlung in unser Gesundheitssystem zu befreien, dabei werden wir seit bald 30 Jahren betrogen und bestohlen, alles nur, um den Profiteuren der Gesundheitsmafia den dekadenten Arsch zu vergolden! Wie wärs, wenn unsere profitablen Sozialeinrichtungen mal etwas zurückgeben würden, weniger Arbeitgeberbeiträge bzw. Lohnabzüge der Arbeitnehmer für die Arbeitslosensversicherung, dafür längere Bezüge für die Arbeitslosen und endlich wieder 80 Prozent des Lohnes, der vor der Arbeitslosigkeit erwirtschaftet wurde, zum Beispiel? Wovon träumst du nachts, Didi?
Auf unserer herrlichen Wanderung durch die dichte und blühende Macchia im Gallura-Gebirge, geniessen wir die traumhaften Aussichten, gehen vorbei an skurilen Felsformationen und hochaufragenden Granitkegeln und erleben den wärmsten Tag seit Reisebeginn im Februar. Es blüht und grünt allüberall, wir haben das Beste herausgehohlt, aus dem Tag der Arbeit (merci vielmal für den freien Tag), wir haben ihn in vollen Zügen genossen und dabei nicht die Augen vor der simplen Tatsache verschlossen, dass Lämmer nur sehr selten zu Wölfen mutieren.















