Sonntag, 6. April 2025
Nach leichten Regengüssen am Morgen, scheint bereits wieder die Sonne und die Wolken verziehen sich. Wir beschliessen dennoch, heute einen «Ruhetag» einzulegen und in der näheren Umgebung zu bleiben, warum auch nicht? Uns gefällt es hier. Alles was wir auf Sardinien bisher gesehen und erlebt haben, war wunderbar. Die Sarden sind ausgesprochen freundliche Menschen, die Forstangestellten winken uns aus dem Auto zu, wenn wir am Wandern sind, der Verkäufer im Lebensmittelgeschäft freut sich uns wiederzusehen und verneigt sich nach dem Einkauf, auf dem Campingplatz wurden wir herzlich empfangen, es geht gemütlich her und zu auf der Insel.
Zwei Ausflüge an die Küste wollen wir unbedingt noch unternehmen, einen am Strand von Bugerru, der bekannt ist für den typischen grobkörnigen Quarzkiesel in der Region, der aussieht wie Reiskörner sowie eine Wanderung am Capo San Marco, vorbei am aktiven Leuchtturm (Faro di Capo San Marco) auf der Landzunge, an der Spitze der Halbinsel Sinis, mit Blick auf die Ruinen von Tharros.
Die Tage und Wochen vergehen wie im Flug, in ein paar Tagen werden wir wieder den Standort wechseln. Wir haben zwei Campingplätze an der Ostküste im Visier, einen weiter südlich, den wir zuerst ansteuern wollen und einen 65 Kilometer nördlich davon, der als übernächste Destination in Frage kommt. Sardinien scheint ein Naturparadies zu sein, und da wir hier sind, wollen wir uns ein grosses Stück davon einverleiben!
Wanderweg rund um Su Mullone (Monte Urtigu)

5. April 2025
Wir fahren ins Landesinnere und hoch auf über 800 m.ü.M., zu einem Vulkanmassiv, das sich im Westen Sardiniens auftürmt und als Monte Ferru bezeichnet wird. Der Name lässt auf eisenhaltiges Gestein schliessen, das vor allem aus Basalt und Trachyt besteht. Der Stein schimmert rot. Wir folgen ein Stück der Strasse und einem Weg hinauf auf eine Hochebene, hier, auf über 1000 m.ü.M., beginnt unsere Rundwanderung.
Die Garrigue, italienisch gariga, ist eine mediterrane Strauchheidenformation, hier vornehmlich mit Baumheide, bei den Bäumen kommen vor allem die Steineiche vor, aber auch Kiefern. Das Plateau errinnert uns an unsere Tour auf dem Mont Caroux. Wir sehen auf die Ebene, die Täler und das Gebirge in der Ferne. Auf steinigen Wegen wandern wir an bizarren Steinformationen vorbei. Auf halbem Weg verdunkeln die Wolken plötzlich den Himmel und aus dem Tal steigt Nebel hoch. Binnen weniger Minuten sind wir eingehüllt in den milchig-weissen Nebel, die Temperatur fällt schlagartig um ein paar Grad. Wir sehen Felsen und Bäume in der Nähe nurmehr schemenhaft, so schnell kanns gehen! Wir legen eine Rast ein und essen eine Kleinigkeit, bevor wir weitergehen. Nach 20 Minuten treten wir plötzlich aus dem Nebel hinaus in die Sonne. Wir blicken zurück, der Nebel scheint wie gefangen an Ort und Stelle zu verharren. Uns solls recht sein und wir entfernen uns raschen Schrittes. Wir benötigen etwas mehr als drei Stunden für die Tour, die recht anstrengend war.
Das war heute unsere vierte Wanderung in Folge an der Westküste Sardiniens, keine glich der anderen und jede war es Wert, begangen zu werden. Wir kommen gerade voll auf unsere Rechnung!












Capo Mannu

4. April 2025
Reizvolle Wanderung ums Capo Mannu, vorbei an Sarazenentürmen, wie sie zur Zeit der spanischen Herrschaft als Signaltürme gegen Piratenangriffe gebaut wurden. Wir gehen auf sandigen Wegen zwischen Klippen und niedriger Küstenmacchia hindurch, vorbei an hüschen Buchten mit Blick auf den Küstenverlauf. Auf dem Rückweg spazieren wir am Binnensee Sa Salina Manna vorbei, leider sehen wir keine Flamingos, die Vögel halten sich im Frühjahr oft am See auf. Dank der leichten Brise kommen wir auf dem schattenlosen Rundgang nicht zu sehr ins Schwitzen.













Rundwanderung in den Hügeln bei Cuglieri

3. April 2025
Wir parken unser Auto in Cuglieri. Das Städtchen liegt auf 480 m.ü.M., rund 7 Kilometer entfernt von der Küste. Die Wanderung führt uns aus dem Städtchen in den Wald, dort steigen wir hoch und überwinden rund 330 Höhenmeter. Während des Aufstiegs machen wir einen kleinen Abstecher zu einem Wasserfall, dafür müssen wir auf einem schmalen Pfad etwas absteigen, wir haben sofort ein Déjà-vu. Wir setzen uns auf einen Stein am Bach, für eine kleine Trinkpause, diesmal völlig angstfrei, denn Piranhas gibts auf Sardinien bekanntlich keine. Auf dem höchsten Punkt unserer Tour treten wir für ein kurzes Stück aus dem Wald, wir stehen auf einem Felsvorsprung und haben freie Sicht auf karge Kalksteinformationen zwischen den grünen, bewaldeten Hügeln, die uns umgeben. Wir gehen weiter, ich mache kleine Schritte, atme tief ein und aus und geniesse jeden Meter unserer Wanderung. Ich weiss, es ist das erste und zugleich letzte Mal in meinem Leben, dass ich mich hier aufhalte. Für den Abstieg verlassen wir den Wald, kommen vorbei an Weiden und haben Sicht auf Cuglieri unter uns und die weite Ebene bis zum Meer. Zurück im Städtchen verliere ich in den schmalen Gassen sofort die Orientierung, aber wir müssen einfach hoch statt runter, um zur Basilika Santa Maria della Neve zu gelangen, die über dem Städtchen thront. Wir werfen einen Blick in die Kirche und geniessen das Panorama vom grossen Platz vor der Basilika. Auf dem Rückweg zum Campingplatz halten wir in S’Archittu, um ein paar Einkäufe zu tätigen und einzukehren.


























Cosa sarà?
Che ti spinge a picchiare il tuo re
Che ti porta a cercare il giusto
Dove giustizia non c’è
Cosa sarà?
Lied von Francesco De Gregori und Lucio Dalla