1. Oktober 2024
Morgens sitzen wir draussen vor dem Zelt an der warmen Sonne und trinken unseren Kaffee auf unserem schönen Stellplatz unter Bäumen. Wir sind umgeben von Campingbussen und Wohnmobilen, mit unserem Zelt sind wir echte Exoten auf dem Campingplatz. Wir machen uns heute auf den Weg für die langersehnte Wanderung in der Verdonschlucht, der eigentliche Grund dafür, weshalb wir unser Lager am Lac de Sainte-Croix aufgebaut haben.
Die Fahrt auf der engen und kurvigen Strasse die Schlucht hoch bietet einen grandiosen Ausblick auf den See unter uns, und später auf die schroffen Felsklippen der uns umgebenden Berglandschaft. Obwohl ich vorsichtig und konzentriert fahre, scheint Susanne von Zeit zu Zeit ein Stossgebet gen Himmel zu schicken, kein Wunder, auf der Beifahrerseite gehts steil hinunter! Für die 35 Kilometer bis zum Startpunkt unserer Wanderung beim Chalet de la Maline benötigen wir beinahe eine Stunde.
Von da steigen wir ab in die gigantische Schlucht, auf einem gut unterhaltenen Wanderpfad, es kommen jährlich 1 Million Touristen in die Verdonschlucht. Wir haben die beste Jahreszeit für eine Wanderung in der Schlucht ausgesucht, es ist nicht so heiss wie im Sommer und weniger Touristen bevölkern die Wanderrouten. Unten angekommen folgen wir der Verdon flussaufwärts, das Tal verengt sich und plötzlich wird es merklich kühler, kein Sonnenstrahl erreicht hier die Talsohle. Wir gehen bis zum Punkt, an dem unerfahrene und untrainierte Wanderer besser umkehren, bringen ein Rauchopfer und essen Mandarinen und einen Apfel zur Stärkung. Wir folgen der Verdon nun flussabwärts, wir sehen den Fluss zwischen den Bäumen und hören das Rauschen der Verdon, die in Millionen von Jahren diesen gewaltigen Canyon geschaffen hat. Wir erreichen die Hängebrücke «Passerelle de l’Estellier». Von der Brücke sehen wir beidseits in die Schlucht und auf die riesigen Felsen im Flussbett der Verdon.













































Beim Aufstieg wird mir bewusst, wie sehr ich in die Jahre gekommen bin. Sei es bei einer kleinen Kletterpartie oder beim Überqueren einer schaukelnden Hängebrücke, die Beweglichkeit und Trittsicherheit vergangener Jahre sind nicht mehr gegeben. Auf anspruchsvolleren Wegen kann ich mit Susanne nicht Schritt halten, bergauf sowieso nicht. Doch solange sie nicht ins Auto steigt und ohne mich abfährt, bin ich noch im Rennen!
Zurück beim Chalet de la Maline nehmen wir ein Ehepaar mit, das in nächste Dorf will, rund 8 Kilometer entfernt. Anschliessend fahren wir nach Moustiers-Sainte-Marie, in diesem Fremdenverkehrort befindet sich die Parkverwaltung des regionalen Naturparks Verdon. Der Ort gehört (mit dutzenden anderen Orten) zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Ein Gebirgsbach fliesst von einer Kaskade in die andere mitten durch das Dorf. Der vertraute Geruch von Lavendel und Seife strömt uns beim Gang durch die Gassen entgegen, Souvenirshops, Porzellanmanufakturen und Restaurants säumen die Strassen des am Hang unter einem Felsmassiv gelegenen Dorfs.








Zurück in der Geborgenheit unseres Campingplatzes, lasse ich den Tag Revue passieren. Ich bin dankbar für diesen wundervollen Tag, den ich mit Susanne in der Verdonschlucht erleben durfte, glücklich, wochenlang unbehelligt in diesem wunderschönen Land unterwegs sein zu dürfen und froh, frei von Existenzsorgen zu sein. Millionen von Menschen auf unserem Planeten sind auf der Flucht, haben Hunger und sind Kriegen und Terror ausgesetzt. Und an den meisten Konflikten auf der Erde tragen die reichen Länder eine Mitschuld, und wenn sie nur vom Elend anderer Länder und Völker profitieren. Ich weiss, dass ich mich mit einer Spende nicht von meinen Sünden reinwaschen kann, aber es ist Zeit für eine Zuwendung. Es spielt keine Rolle für welchen Konflikt oder für welche gemeinnützige Organisation wir spenden, wenn wir wochenlang in unser Wohlergehen und in die französische Tourismusindustrie investieren können, ist ein Obulus für die Ärmsten dieser Welt das Mindeste! Damit sind wir wieder beim Thema «Karma» angelangt, – ich weiss, Nino, Karma sometimes is a bitch!