2. August 2024
Arcachon
3. August 2024
Wir steigen am Bahnhof von Arcachon aus dem Bus und erkunden das touristische Zentrum. Hübsche Strassen, mit breiten Steinplatten ausgelegten Gehwegen entlang einer schmalen geteerten Strasse in der Mitte, auf der die Touris an den Läden vorbeischlendern, die die Strasse säumen. Alles autofrei, die Strasse in der Mitte dient nur zur Warenanlieferung in den Mogenstunden.
Es ist Mittagszeit und die Restaurants haben die Tische gedeckt und warten auf die hungrigen Touristen. Wir bitten bei einem Restaurant um einen Platz, der Kellner ist charmant und witzig, führt uns an einen Zweiertisch und tischt uns in Windeseile 2 Gläser Rosé zum Apéro auf. Susanne bestellt Fajitas mit Poulet, ich kann den Miesmuscheln nicht widerstehen.
Nach dem Essen begeben wir uns zum breiten Sandstrand von Arcachon. Wir können nun in südlicher Richtung der atlantischen Küste folgen oder westwärts dem Bassin d’Arcachon, einer Meeresbucht gewaltigen Ausmasses. Wir spazieren westwärts, auf der Flaniermeile. Rechts der Blick aufs Meer und den breiten Sandstand – mit vielen Angeboten gerade für Kinder, links die Terrassen der Restaurants, eine Strasse hört und sieht man nicht. Die breiten, mit feinem Sand bedeckten Steinplatten des Fussgängerwegs enden, stattdessen gibt es nun 2 breite, mit querverlegten Holzplanken verlegte Wege, einen für Fussgänger, der andere für Radfahrer.
Ganz in der Nähe des Strands liegen dutzende Boote vor Anker. Bald erreichen wir den Hafen, mit hunderten Segel- und Motorbooten, die da vertäut sind. Das Wasser im Hafenbecken ist klar und scheint sauber zu sein. Yachten und grössere Schiffe sind keine auszumachen.
Hier beschliessen wir umzukehren, zurück ins Zentrum von Arcachon. Wir nehmen allerdings nicht den gleichen Weg an der Küste zurück, sondern laufen durch ein Quartier mit hübschen, zweistöckigen Backsteinhäuschen und ihren kleinen Vorgärten. Auf der einen Strassenseite sind in einer langen Reihe Autos abgestellt, bis auf wenige Ausnahmen alle mit der Nummer 33 auf dem Kennschild, die Nummer des Departements Gironde, zu dem auch Arcachon gehört. Hier wohnen Einheimische, auf dem Weg ins Zentrum kommen wir auch nur an einem Hotel vorbei.
Auf dem Weg werfen wir gerne auch einen Blick in die Kirche. Ein in der Mitte schön bepflanzter Kreisel ist nur ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt, wir sind wieder im Zentrum der Stadt, begehen noch ein paar belebtere Strassen und Gassen, die wir noch nicht gesehen haben und begeben uns dann in südlicher Richtung zum Meer hin. Alles ist in Arcachon schön anzusehen, es gibt keine hässlichen Gebäude und selten mehr als 4-stöckige Gebäude. Bäume und schattige Plätzchen mit Sitzbänken säumen den Weg und nichts in Arcachon scheint nur der Funktionalität zu dienen. Hübsche gusseiserne Behälter für die Abfällsäcke, verziertes Mauerwerk, Strassenpoller wie Schachfiguren, selbst die Gartenzäune sind hübsch. Oft gibt es 2 Abfalleimer, die mit dem gelben Sack für Verpackungen aller Art, aus Papier, Karton oder auch für Aludosen, Flaschen usw. Den schwarzen Sack für alles andere. Die grosse quadratische Öffnung befindet sich oben (kein dämlich grinsender Haifisch-Chromstahl-Abfallbehälter mit schmaler, seitlicher Öffnung, in der sich kaum das Kuvert der Steuererklärung entsorgen lässt, und wo man sich die Finger beschmutzt, wenn man etwas einwirft!). In der Stadt kommt kein Dichtestress auf, alles verteilt sich auf wundersame Weise. Wie haben die das bloss hingekriegt? Arcachon ist bestimmt keine arme Gemeinde, Prunk ist allerdings keiner auszumachen. Ich habe schon einige schöne Städtchen am Meer gesehen, aber in Arcachon ist nicht nur das Zentrum hübsch anzusehen, auch die daran angrenzenden Strassen und Quartiere – wunderbar!
Jetzt waten wir am Strand barfuss durch den nassen Sand in Richtung Süden bis zum ersten Strandrestaurant, da bestellen wir ein Perrier Citron um den Durst zu stillen und ein Glas Rosé. Wir wissen, hinter dem Restaurant, oben an der Strasse, hält der Bus der Linie 3. Mit diesem könnten wir in die eine Richtung zu unserem Zeltplatz fahren oder in die andere Richtung zurück ins Zentrum. Wir fahren im überfüllten Bus zum Bahnof zurück, uns bleiben 12 Minuten für einige Einkäufe, bevor der Bus wieder abfährt, durch die Aussenquartiere von Arcachon, der Küste entlang nach Pyla sur Mer und weiter zum grossen Parkplatz der Dune du Pilat und den Zeltplätzen entlang der Düne, so auch unserem. Die Fahrt dauert 50 Minuten.
Für die Tageskarte, die es uns ermöglicht, die öffentlichen Verkehrsmittel von Arcachon zu benutzen, bezahlen wir gerade einmal 4 Euro! Es gibt keine dämliche Zoneneinteilung, die kein Mensch versteht, bei der Sie ein schweineteures Ticket lösen, nur um dann festzustellen, dass Ihnen immer noch 2 Zonen fehlen, um den gewünschten Ort zu erreichen. Zum Vergleich: Für meinen Weg zur Arbeit bezahle ich als Inhaber einer gestört überteuerten Ermässigungskarte namens «Halbtax» 3 Franken, der Bus hält, Einstiegshaltestelle mitgerechnet, 5-mal und benötigt für die 3 Kilometer keine 10 Minuten. Natürlich gebe ich nicht noch einmal 3 Franken aus, um Abends nach der Arbeit nach Hause zu fahren. Eher gehe ich auf dem Zahnfleisch heim, interessiert ja eh keinen, wann dich da ankomme! Wir sollten alle Schwarzfahren, mindestens jedes 2. Mal. Dann würden wir annähernd einen anständigen Preis dafür bezahlen, von öffentlichen Verkehrsmitteln in der Gegend herum gekarrt zu werden. Und sollten Sie fürs Schwarzfahren einmal eine Busse kassieren, leisten Sie sich halt nur noch für jede 4. oder 5. Fahrt ein Ticket, bis Sie das Bussgeld wieder eingespielt haben. Wozu leisten wir uns eigentlich in der schönen Schweiz einen Preisüberwacher? Was soll das sein? Ein mit Steuergeldern überfinanzierter Schaumschläger? Oder was? Ein Hoch auf die Schwarzfahrer – ihr seid wahre Märtyrer!
By the way, ärgern Sie sich auch übers «Littering», diese seltsame Form der Abfallentsorgung? Wenn die Abfälle neben dem Abfalleimer deponiert werden, statt in diesem? Wenn Zigarettenstummel unterhalb des Aschenbechers an der Bushaltestelle am Boden liegen? Wenn Leute ihre Coladose und die Verpackung Ihres Cheesburgers auf dem Fenstersims eines Fachgeschäfts abstellen oder während der Fahrt zur Arbeit ihre Kehrrichtsäcke aus dem Fenster werfen oder Möbel im Wald entsorgen? Dabei ist das nur ein stiller Protest gegen die tägliche Abzocke, der wir in der frustrierenden Alpenrepublik ausgesetzt sind. Kriegen Sie auch Dünnpfiff, wenn Sie einen Fünfliber in Form einer Abfallmarke auf Ihrem Kehrrichtsack anbringen sollen? Stockt Ihnen auch der Atem, wenn Ihnen Ihre Gemeinde Ende Jahr für die selbe Dienstleistung noch einmal eine Rechnung sendet? Und da wundern Sie sich noch? Worüber regen Sie sich auf?