26. Juli 2024
















Cahors
Cahors ist die Hauptstadt des Departement Lot. Die Stadt liegt, umgeben von sanften Hügeln und dem Fluss Lot, in einer Talsenke. Von unserem Parkplatz am Rand der Altstadt, führte uns ein kurzer aber steiler Weg auf ein trockenes Hochplateau mit kleinen Nadelholzbäumen, Sträuchern und Gestrüpp. Nach wenigen Kilometern erreichten wir einen Aussichtspunkt, der uns einen wunderschönen Blick auf die Stadt gewährte. Der Abstieg war ein Leichtes, in Cahors sind wir etwas durch die Altstadt geschlendert, um dann einzukehren. Wir gönnten uns eine feine «Galette» (Teig aus Buchweizenmehl, Wasser und Salz), darauf geschmolzener Ziegenkäse und einen knackigen grünen Salat, angerichtet mit nur wenig Balsamico.
Tiefenentspannung
Tiefenentspannung, – dieses schöne Wort bezeichnet einen schwer zu beschreibenden Zustand. Diesen erreiche ich nur im Sommer, meistens erst in der 3. Ferienwoche. Selten also, denn wenn ich auf mein langes Arbeiterleben zurückblicke, wie oft hatte ich schon 3 Wochen Ferien am Stück? Wussten Sie, dass die SchweizerInnen im Vergleich mit allen anderen europäischen Ländern, die kürzesten Sommerferien haben? Sollten Sie je einen (L)eidsgenossen hören sagen, er arbeite um zu Leben, er lebe nicht, um zu Arbeiten, glauben Sie ihm kein Wort. Der überwiegende Teil der arbeitenden Bevölkerung hat gar keine Wahl!
Mag sein, dass andere Leute den Zustand der Tiefenentspannung durch Meditation erreichen oder mit Yoga (ich habe lieber gekifft).
Dieses wunderschöne Gefühl der Tiefenentspanntheit hat sich auf unserer Reise bereits in der 1. Woche eingestellt, spätestens am 2. Abend des Dub Camp Festivals. Seither schwebe ich auf dieser Wolke der Glückseligkeit.
Beim Cruisen auf den Landstrassen Frankreichs beispielsweise, macht Autofahren plötzlich Spass, vom Automatikgetriebe in die Gangschaltung wechseln und die Motorbremse spüren, wenn es steil bergab geht, und dann vom 2. in den 3. Gang hochschalten und sanft aus der Kurve beschleunigen (Männerfreuden sind halt schon banal).
Die Sinnesorgane, Riechen zum Beispiel, plötzlich nehme ich Düfte war, von denen ich dachte, ich würde sie nie mehr wahrnehmen, weil meine Raucherkarriere die Riech- und Geschmacksorgane neutralisiert habe.
Oder Zähneputzen! Die lästige Pflicht hat sich zur Kür entwickelt, freudig schruppe ich meine paar verbliebenen Nüsse und reinige mein Zahnprothesli als gäbs kein morgen. Ich laufe ja dabei zu keiner Zeit Gefahr, den Bus zu verpassen oder ein paar Minuten zu spät zur Arbeit zu erscheinen.
Das mit den Zähnen ist eine leidige Geschichte. Bei mir brechen Sie einfach ab und die Stummel müssen dann gezogen werden. Irgendwann jonglierst du beim Kauen die Nahrung im Mund hin und her, um mit den verbliebenen Zähnen irgendwie die Nahrung zu verkleinern. Parondotitis nennt sich diese Krankheit, die bei mir zweifelsohne durch das jahrelange Rauchen verursacht wurde. Dazu gehört Zahnfleischrückgang- und bluten. Mein Zahnarzt hat mir schon vor Jahren erklärt, ich müsse das unbedingt behandeln, denn die Krankheit betreffe nicht nur meine Zähne, sondern auch die Herzkranzgefässe und anderes mehr, was meine Gesundheit in arge Mitleidenschaft ziehen könnte. Ich habe ihm dann erklärt, ich sei in der Schweiz krankenversichert, daraufhin war das Thema vom Tisch. Sie glauben der Leistungskatalog unserer Krankenversicherung sei umfassend? Des Alkoholikers Leberzirrhose ist durch die Krankenversicherung gedeckt, meine Krankheit jedoch nicht. Ich rede nicht von der Dentalhygiene, einer läppischen Füllung oder von einem kosmetischen Eingriff, nein, ich rede von einer Krankheit. Haben Sie eine Ahnung was die Behandlung kostet, die Zahnimplantate oder (günstiger) die 3. Zähne (Gebiss)? Wussten Sie, dass in der Schweiz massenhaft Leute mit Zahnschmerzen rumlaufen, weil sie sich die Behandlung nicht leisten können? Mir tut zum Glück nichts weh und sollte sich eine Folgekrankheit einstellen, ist die wenigstens grösstenteils von der Krankenversicherung gedeckt, inklusive Ursachenbeseitigung. Wenn es dann soweit ist, dass eine Zahnbehandlung unumgänglich wird, dann fahre ich nach Deutschland, nicht gleich ennet der Grenze sondern etwas weiter rein, so 100 Kilometer etwa, und lass mir dort für weniger als die Hälfte dessen, was ich in der Schweiz berappen müsste, die 3. Zähne einsetzen. Egal was das kostet, genau in diesem Moment bezahle ich so lange keinen Rappen mehr in unser krankmachendes Versicherungssystem (KVG) mehr ein, bis ich die Kosten der Zahnbehandlung amortisiert habe. Und sollte die Kasse dafür sorgen, dass mein Lohn gepfändet wird, reiche ich sofort die Kündigung ein und melde mich beim RAV an, dem Regionalen Amt für Sperrfristenverwaltung. Trete mir ans Schienbein, dann kneif ich dir die Eier zusammen, bis du zu Singen anfängst! Bin ich etwa vom Thema abgekommen? Oh, sorry! Aber glaubt mir, ich bin total tiefenentspannt.